Ende August war es wieder soweit: der UTMB (Ultra Trail du Mont Blanc) ging in seine 19. Auflage. Insgesamt sechs Strecken wurden angeboten: von 15 Kilometern bis hin zu 290 Kilometern. Der UTMB gehört zu den anspruchsvollsten Ultratrails weltweit und ist daher nicht für jeden frei zugänglich. Vielmehr müssen sich die Läufer im Vorfeld mit der erfolgreichen Teilnahme an entsprechend ankerkannten Läufen qualifizieren um eine Starterlaubnis für den UTMB zu erhalten. Die Strecken sind zudem halbautonom zu bewältigen, d.h. die Teilnehmer müssen eine vorgeschriebene Pflichtausrüstung mit sich führen und werden nur an wenigen offiziellen Verpflegungsstationen unterstützt.
Nina Stein, die für die Triathletenschmiede Werratal startete, war für die 100 Kilometer lange und 6.100 Höhenmeter umfassende „CCC“ Distanz qualifiziert. „CCC“ beschreibt dabei den Verlauf der Strecke vom Start in Courmayeur (Italien) über Champex-Lac (Schweiz) bis zum Ziel in Chamonix (Frankreich). Der Startschuss für die insgesamt gut 2100 Teilnehmer fiel um 9.30Uhr in Courmayeur und führte die Läufer auf einem ersten langen Anstieg hinauf auf den auf knapp 2600m hoch gelegenen Tete de la Tranche. Zum Problem wurde hier ein aufziehendes Gewitter mit Starkregen, dass die schmalen Bergpfade zu Bächen verwandelte und das Laufen immens erschwerte und die Sturzgefahr erhöhte. Nach gut 54 Kilometern die zum Großteil im schwer zugänglichen Hochgebirge gelaufen wurden erreichten die Läufer die große Verpflegungsstation in Champex-Lac. Dort hatten auch erstmals Angehörige Zugang zur Strecke und konnten mit entsprechender Akkreditierung einen Läufer mit Eigenverpflegung unterstützen. Diese Aufgabe übernahm Florian Stein, der an wo immer es von der Rennleitung her gestattet war die Streckenverpflegung übernahm. Nina Stein erreichte Champex-Lac nach einer Laufzeit von 11:06:24 Stunden. Nach einer kurzen Pause ging es bei inzwischen hereingebrochener Dunkelheit mit Stirnlampe weiter über Trient nach Vallorcine. Auf diesem insgesamt 27 Kilometer langem Streckenabschnitt waren erneut zwei große Anstiege zu überwinden. Von Vallorcine aus folgte der letzte große Anstieg hinauf den Tete aux Vents auf einer Höhe von 2.118 m. Der Aufstieg erwies sich nicht nur aufgrund der Dunkelheit als äußerst anspruchsvoll. Aufkommender Regen und die bereits absolvierten 81 Kilometer ließen das Erreichen des Gipfels zur physischen und mentalen Zerreißprobe werden. Oben angekommen gab die langsam aufgehende Sonne den Blick auf den Mont Blanc frei und entschädigte die Läufer so für die bisherigen Strapazen. Die letzten 7 Kilometer verliefen dann leicht abfallend hinunter ins Tal nach Chamonix.
Nina Stein erreichte das Ziel in Chamonix nach 23:29:09 Stunden auf Rang 173 im Gesamteinlauf der Frauen. In ihrer Altersklasse belegte sie damit Platz 33. Vorzeitig schieden 369 Teilnehmer aus dem Rennen aus.
Mit dem erfolgreich beendeten Lauf erreichte Nina Stein ein lang gehegtes sportliches Ziel auf das sie viele Monate hintrainiert hatte. Die von ihr erreichte Zielzeit lag zudem weit unter der für die Western States 100 geforderten Qualifikationszeit. Dieses in der Sierra Nevada ausgetragene 100 Meilen Rennen steht als nächstes langfristiges Ziel auf ihrer Agenda.